Du + ich - Allein gegen alle, 2 by Emma M. Green

Du + ich - Allein gegen alle, 2 by Emma M. Green

Autor:Emma M. Green [Green, Emma M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 9791025710876
Herausgeber: Addictive Publishing
veröffentlicht: 2014-07-09T22:00:00+00:00


4. Alles sagen

Als ich diesen Freitagmorgen an der Uni ankomme, ist mein Herz leicht, mein Geist lebendig und meine Beine würden am liebsten zu tanzen anfangen, wenn ich sie nicht daran hinderte. Ich habe Lust, mein Glück laut hinauszuschreien! Ein kleiner Menschenauflauf hat sich vor einem Gebäude gebildet, in dem Vorlesungen stattfinden. In der Menge sehe ich Clémentines rote Haare, dann ihre Hand, die sie sich vor den Mund hält, als hätte sie gerade einen Geist gesehen … oder als müsste sie sich übergeben. Auch Timothy ist da, umgeben von seiner Bande von Basketballern, die alle aus dem Häuschen sind und sich gegenseitig auf die Schultern schlagen, als könnten sie ihre Aufregung nicht beherrschen. Ich versuche mich vorzudrängeln und schlängle mich durch die Studenten, um zu sehen, was sie angezogen hat.

Große, herabtropfende Buchstaben prangen an der grauen Wand: „Arcadi: no family“ ist das Erste, was ich entziffern kann. Es wirkt auf mich wie ein Schlag in den Magen. In meinem Kopf übersetze ich einen anderen Spruch aus dem Englischen, der dort geschrieben steht: „Russisches Kind sucht Eltern“, dann entdecke ich „I see dead people“, ein Zitat aus dem Kultfilm The Sixth Sense. Ich frage einen mir völlig Unbekannten, der neben mir steht, ob er mir einige Beschimpfungen im amerikanischen Slang erklären könne. Er antwortet mir „Bastard“, „Waisenjunge“, „Findelkind“ und noch andere anrüchige Ausdrücke. Vor meinen Augen verschwimmt alles. Niedergeschmettert von dem, was ich da lese, sehe ich nicht, wie Vadim ankommt und allen Schläge versetzt, die ihm entgegenkommen. Er hat soeben seine Faust auf die Betonwand geschlagen und scheint den Schmerz gar nicht zu spüren. Er fährt mit seiner aufgescheuerten Hand immer wieder durch seine wilden Haare, schreit dauernd „Scheiße“ und „Mist“, ohne sich stoppen zu können.

Als seine verstörten Augen endlich meinen Blick treffen, stürmt er direkt auf mich zu, zeigt mit seinem blutenden Zeigefinger auf mich und schreit noch lauter.

„Das warst du! Ich habe dir vertraut, Alma! Wie konnte ich nur so blöd sein! Das ist alles deine Schuld!“

Vadim lässt mir keine Zeit, ihm zu antworten, dreht auf dem Absatz um und flieht in Richtung Ausgang. Ich renne einige Meter hinter ihm her, um zu versuchen, ihn einzuholen. Aber er zieht seinen Arm weg, den ich zu fassen bekommen habe, und stoppt mich mit seinen grauen Augen, die jetzt schwarz sind. Ich bleibe wie versteinert stehen.

Die kleine Menschenansammlung hat die Szene mitbekommen. Clémentine kommt zu mir, um den Arm um mich zu legen. Tim nähert sich ebenfalls, gefolgt von seinen Mannen, die alle Jogginganzüge tragen:

„Ich habe dich gewarnt, Alma, da siehst du, was herauskommt, wenn man sich in schlechter Gesellschaft bewegt“, sagt er halb mitfühlend, halb triumphierend zu mir.

„Halt die Klappe, Wallace. Führ deine Köter woanders spazieren“, antwortet Clémentine, die außer sich vor Wut ist.

Meine beste Freundin schiebt mich vorwärts, indem sie meine Taille umfasst und mich von den Basketballern wegzieht, die immer noch jubilieren. Nach einem zehnminütigen Aufenthalt in der Mädchentoilette, wo ich mich ungestört ausweinen konnte, habe ich Clémentine alles erzählt. Sie hat mich wieder aufgebaut und mir geholfen, mein Gesicht wieder normal aussehen zu lassen.



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